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Archive for Januar 2011

Da ich vor den Sommerferien hier nie richtig in den Schul- und Arbeitsalltag eingebunden wurde hatte ich meine Hoffnung auf den Schulstart im Januar gelegt. Als am 10. Januar die Schule wieder losging hatte ich mir also vorgenommen, den Lehrern klipp und klar zu sagen, dass ich gern den Englischunterricht für beide Klassen übernehmen würde. Das hab ich am ersten Schultag dann mit einer Lehrerin besprochen und die Sache war geritzt.

Seitdem sind 2 ½ Wochen vergangen in denen ich unter anderem gemerkt hab, vor welche Hürden man hier gestellt wird. Ich unterrichte zwei Klassen, das 1./2. Schuljahr, das 70 SchülerInnen umfasst, und das 3./4. Schuljahr mit 40 SchülerInnen.

Im 3./4. Schuljahr macht das Unterrichten richtig Spaß, vor allem weil den Schülern mein „anderer“ Unterrichtsstil, also nicht nur Frontalunterricht und Sätze nachsprechen lassen, ganz gut gefällt. Das glaube und hoffe ich zumindest.

Doch die Riesenklasse (1./2. Schuljahr) überfordert mich noch ziemlich. Das Niveau der Schüler hat die Spannbreite von „Kann noch nicht mal meinen Namen schreiben“ bis „Boah, laaangweilig! Kann ich schon alles!“. Deshalb muss ich, nachdem die Schüler eine Aufgabe bearbeitet haben, die unterschiedlichsten Ergebnisse korrigieren: Teilweise sehen die Lösungen wie erste Schreibversuche aus (eine Art Anreihung drei verschiedener Buchstaben), teilweise werden anstelle der englischen Wörter irgendwelche Zahlen eingesetzt und einige schaffen (zumindest teilweise) richtige Antworten. Da hatte ich nach zwei wöchentlicher Wiederholung von „Good morning“ „Good afternoon“ „Good evening“ „Hello“ und „Goodbye“ doch mehr erwartet. Aber wie so vieles hier muss anscheinend auch das Unterrichten pole pole (langsam) gestaltet werden und ich darf einfach nicht zu viel erwarten.

Außerdem ist es schwer, mir mit meinem anderen Lehrer-Auftreten Respekt zu verschaffen. Denn natürlich wissen auch die Schüler mittlerweile, dass nicht zum Schlagstock greife. Ich hab das Gefühl, dass meine „Bestrafungen“ („Weil ihr so laut wart hören wir mit dem Spiel auf und ihr müsst eine Aufgabe machen.“) von den Schülern gar nicht als solche realisiert werden. Da muss ich mir noch einiges einfallen lassen.

Ich hoffe aber, dass mit der wachsenden Erfahrung und Routine ich auch da meinen eigenen Weg finden werde. Endlich eine kontinuierliche Aufgabe und Verpflichtung zu haben und fühlt sich schon um einiges besser an als unser vorheriges zwischen den Seilen hängendes Dasein.

Der Unterricht beginnt um 8.30 Uhr und endet nach dem Mittagsessen um 14 Uhr. Zu Essen gibt es jeden Tag Uji, ein Schleim (im Wörterbuch steht tatsächlich „Schleim“!) aus heißem Wasser, in das Maismehl gerührt wird. Ich unterrichte zwei Stunden, wobei die Zeiteinteilung sehr flexibel ist. Es wurde zwar in der ersten Woche nach Unterrichtsbeginn ein Stundenplan erstellt, bei dem auch berücksichtigt wurde, ob ich lieber morgens oder mittags unterrichten möchte, allerdings ist der meiner Meinung nach eher pro forma erstellt worden. Ich kann jeden Tag frei entscheiden, wann ich in welcher Klasse und wie lange unterrichten will. Danach korrigier ich noch die Lösungen der Aufgaben, entweder meine Englisch Aufgaben oder ich helfe den anderen Lehrern beim Korrigieren (das kann bei der 70 SchülerInnen Klasse manchmal ziemliche Arbeit sein) und gegen 13 oder 13.30 Uhr bin ich wieder Zuhause.

Es ist nicht immer einfach, die verschiedenen alltäglichen Situationen des Schullebens mitzuerleben, die sich so sehr von unserem gewohnten Unterrichtsbild unterscheiden. Dennoch macht mir das Unterrichten Spaß, gerade wenn ich während der Vorbereitung für eine Stunde denke „Oh nee, das wird bestimmt voll der Griff ins Klo“ und dann geht es doch glatt über die Bühne.

Jetzt muss ich allerdings erst mal eine 1 ½ wöchentliche Pause vom Unterrichten einlegen, weil wir nach Daressalaam zu unserem Zwischenseminar müssen. Kinders, wie die Zeit vergeht! Unglaublich, dass das jetzt schon ist. Ich freu mich auf das Seminar und glaube, dass der Austausch mit den anderen Freiwilligen aus Tansania sicherlich gut tun wird. Außerdem werde ich einige bekannte Gesichter wieder sehen. Und obwohl wir bestimmt ein volles Programm haben werden bin ich mir sicher, auch wenn ich mich an das Vorbereitungsseminar erinnere, dass das Zwischenseminar insgesamt ziemlich lustig werden wird.

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Da wir unsere Ferien natürlich voll ausnutzen wollten sind wir am 28. Dezember wieder aufgebrochen. Unser Plan sah so aus, dass wir mit dem Zug Richtung Westen und in Kigoma, das ganz im Westen von Tansania am Tanganyikasee liegt, mit der Fähre M.V. Liemba Richtung Süden zu fahren. So ganz konnten wir das dann leider doch nicht durchziehen, aber dazu später mehr.

 Da einige andere Reisende uns schon von der Zugfahrt in den Westen vorgeschwärmt hatten haben wir am 28. Dezember um 23 Uhr unsere Reise mit eben jener begonnen. Mit unseren 3. Klasse Fahrscheinen hatten wir eine Bank in einem 4er (vergleichbar mit den 4er Sitzen in deutschen S-Bahnen, nur etwas enger), auf der beim Einsteigen noch zwei Kinder saßen. Die Kinder gehörten zu den Müttern, die uns im 4er gegenüber saßen. Als wir den beiden Müttern sagten, dass das unsere Plätze seien, mussten die Kinder irgendwo anders hin. Und wohin? Klar, beide unter die Bank quetschen. Am Anfang fand ich es noch komisch, die Kinder einfach da drunter zu packen, doch nach einigen Stunden Fahrt stellten sich die Plätze unter den Bänken auch für mich als optimale Schlafplätze heraus. Denn eine ganze Nacht sitzend in so nem 4er zu pennen ist nun wirklich nicht grade komfortabel. Ich hab mich dann einfach den Tansaniern angepasst und auf den Boden unter eine Bank (allerdings von einem 6er, die sind etwas größer) gelegt um dort zu geschlafen. Als ich am nächsten Morgen aufgestanden (besser gesagt rausgekrabbelt) bin hatte sich der Zug schon um einiges geleert. Das war echt angenehm, da wir den 4er dann für uns allein hatten. Die weitere Fahrt war richtig schön. Da sonstige Hauptverkehrsverbindungen in den Westen Tansania fehlen stellt der Zug die einzige Möglichkeit dar, dort auf direktem Wege hinzureisen. Deswegen führt die Zugstrecke auch durchs Nichts, meilenweit fährt man nur durch die Tansanische Landschaft und hat einen super Blick über das Land. Ab und zu hält der Zug in Dörfern, damit Reisende ein- bzw aussteigen können. An solchen Stopps scheint immer das halbe Dorf auf den Beinen zu sein, um den Zugpassagieren ihre Waren zu verkaufen. Mittags gab es in einem Dorf einen längeren Stopp und wir wären fast aus den Latschen gekippt, als wir die Verkaufsstände gesehen haben! Haufenweise Leute haben sich da aufgereiht um alles Mögliche an Essen zu verkaufen. Es sah fast so aus, als würde ein Verkaufsstand auf jeden Passagier kommen. Das Faszinierende daran ist, dass der Zug den Ort nur 2 mal die Woche passiert und ich mir kaum vorstellen kann, dass sich der ganze Aufwand bei den vielen Essensständen für die einzelnen Verkäufer lohnen kann. Muss es aber anscheinend irgendwie. Jan meinte ziemlich treffend: „Für die Leute hier gibt es auch kein Wochenende, für die gibt es nur Zugtage oder keine Zugtage.“

Der Mittagsstopp mit den ganzen Fressständen:

 Während der Zugfahrt:

Gegen 18.30 Uhr, nach fast 20-stündiger Zugfahrt, sind wir an unserem ersten Ziel Tabora angekommen. An sich ist die Stadt ziemlich unspektakulär, da sie für Touristen kaum Sehenswürdigkeiten bietet (außer ein etwas außerhalb liegendes Haus, mittlerweile ein kleines Museum, in dem David Livingstone 1872 einige Zeit gelebt hat).

Auffällig waren an Tabora vor allem zwei Dinge. Zum Einen gab es überall diese witzigen „Tree Shops“, also Bäume, an denen Verkäufer ihre zum Verkauf stehenden Kleidungsstücke aufhängen. Baum+Schnur+Kleidungsstücke = Tree Shop!

Zum Anderen scheint Tabora das Münster Tansanias zu sein – die Stadt war voller Fahrräder! Dort hab ich auch eine ganz neue Branche kennen gelernt: Fahrrad-Taxi. Für 500 Shilling (25 Cent) konnte man sich auf den Gepäckträger eines „Fahrrad-Taxifahrers“ schwingen und sich bequem irgendwo hinbringen lassen, während der Arme sich einen abschuftet.

In Tabora haben wir noch auf der Party eines Hotels Silvester gefeiert und an Neujahr sind wir dann mit dem Zug ganz in den Westen nach Kigoma gefahren. Mit vierstündiger Verspätung (da beschwer sich nochmal einer über die deutsche Bahn…) ging es nachts dann endlich los. Allerdings waren wir diesmal von der Zugfahrt nicht so angetan wie beim ersten Mal. Wir saßen in einem 6er, der Zug war proppevoll und hat sich bis zur Endstation Kigoma auch nicht geleert, weswegen es diesmal auch schwerer war, einen Luxusschlafplatz unter einer Bank zu ergattern. Ziemlich platt sind wir am nächsten Tag nachmittags gegen 15 Uhr endlich angekommen (geplante Ankunftszeit war 10 Uhr morgens).

Kigoma ist ein kleines, aber sehr schönes Städtchen direkt am Tanganyikasee und umgeben von einer hügeligen Landschaft. Bei einem Spaziergang durch die Hügel der Umgebung hatten wir eine super Aussicht über Kigoma und den Tanganyikasee.

Einen anderen Tag haben wir an einer privaten kleinen Bucht verbracht, was der entspannteste Strandtag überhaupt war: kristallklares Wasser, malerische Umgebung (unter anderem konnte man auf der anderen Uferseite die Berge des Kongos erkennen) und keine anderen Leute (=Ruhe! Auch relativ schwer zu finden hier.). Hier ein paar Angeberfotos mit besten Grüßen in die Kälte:

Unser anfänglicher Plan sah nun vor, in Kigoma auf die Fähre zu steigen über den Tanganyikasee Richtung Süden zu fahren. Allerdings mussten wir leider feststellen, dass die Fähre nicht laut unserer Reiseführer jede Woche abfährt sondern nur jede zweite. Und natürlich genau in der Woche, in der wir fahren wollten, nicht. Sehr schade, darauf hatten wir uns nämlich schon ziemlich gefreut. Die Fähre M.V. Liemba stammt noch aus deutscher Kolonialzeit (sie stammt aus Papenburg an der Ems), wurde unter anderem 8 Jahre unter Wasser vor den Belgiern versteckt und ist mittlerweile eines der ältesten Passergierschiffe der Welt. Da müssen wir wohl noch ein weiteres Mal nach Kigoma um das nachzuholen.

Somit mussten wir umplanen: Entweder mit dem Zug wieder zurück oder mit dem Bus nach Mwanza im Norden und von da aus wieder nach Moro. Da die letzte Zugfahrt doch ziemlich anstrengend war haben wir uns für letzteres entschieden. Wir haben dann zwei Tage in Mwanza am Viktoriasee, Tansania zweitgrößter Stadt, verbracht. Dort gab’s als Snack erstmal frittierte Heuschrecken…

… dann ein Softeis – S-O-F-T-E-I-S!!! …

… danach einen Verdauungsspaziergang zum Viktoriasee, erst etwas außerhalb der Stadt, wo in den Abendstunden reger Schwimmbetrieb herrscht…

… und am Bismark Rock, dem Wahrzeichen Mwanzas, vorbei. Der Name stammt -mal wieder- aus deutscher Kolonialzeit, da ihn ebenso wenig wie den „eisernen“ Kanzler des Deutschen Kaiserreiches zu erschüttern vermochte.

Tja, und dann ging es auch schon wieder zurück nach Moro. Am Samstag Abend (8. Januar) gegen 19 Uhr sind wir Zuhause bei Mama Eva eingetrudelt, pünktlich um am Montag wieder in die Schule zu gehen.

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Als wir am 22. Dezember wieder in Morogoro ankamen waren wir kaum in Weihnachtsstimmung. Wie auch, wenn wir tagelang am Strand bei 30 Grad in der Sonne gefaulenzt haben… Vor allen Dingen lag das aber daran, dass der Großteil der Bevölkerung an Tansanias Küste muslimischen Glaubens ist und wir dort deswegen weder Weihnachtsdeko noch Weihnachtsbäume gesehen haben, außer in vereinzelten Läden.

Umso mehr sind mir deswegen am 23. Dezember die Augen aus dem Kopf gefallen, als ich grad unterwegs war das Festessen für Heiligabend und ein paar Geschenke einzukaufen. Denn an Morogoros Hauptverkehrsstraße haben sich auf einmal reihenweise Verkäufer hingestellt hatten, um ihre „Weihnachtsäste“ zu verkaufen.

Es waren tatsächlich keine Bäume sondern nur Äste von Tannen, die man dann Zuhause in einen Eimer mit Erde packt und mit dem größten Kitsch dekoriert. Sowas braucht das Wazungu-Haus natürlich auch!!! Deshalb sind wir später nochmal in die Stadt gegangen und haben einen Weihnachtsast, eine bunte Lichterkette bei der man auch Weihnachtsmusik anstellen kann (zwar nervtötend ohne Ende, aber die musste einfach her!) und Weihnachtskugeln des Typs Diskokugel gekauft.

 

Weihnachtsbaum vorher und nachher. (Im Hintergrund kann man auch die Verwandlung des Fernsehers begutachten. Irgendwie scheint vor allem Eva das als schön zu empfinden, die Einrichtungsgegenstände mit Moskitonetzen zu bedecken.)

Unser Wohnzimmer wurde dann auch noch „weihnachtlich“ mit Girlanden und Luftballons dekoriert.

Nachdem wir unser Ästchen gut mit Deko versorgt hatten ging es noch auf die Suche nach einer Metzgerei. Jan war am 23. nämlich den ganzen Tag in der Steppe um Morogoro unterwegs um eine Farm ausfindig zu machen, die laut Reiseführer deutsche Würstchen verkaufen soll. Die gab es tatsächlich einmal, allerdings existiert sie mittlerweile nicht mehr. Auf dieser Farm hat er allerdings den Tipp erhalten, dass in Morogoro selbst eine deutsche Metzgerei sei. Und die haben wir dann auch tatsächlich gefunden!!! Und dieses Juwel liegt noch nicht mal 3 Minuten Fußweg vom Faraja Office entfernt! Der Inhaber hat in Deutschland seine Ausbildung gemacht und man kann dort jede Menge deutsche Würstchen, Leberkäse etc bestellen und bis zum Platzen essen. Somit war unser Heiligabendessen perfekt: Brot, Kartoffelsalat und deutsche Würstchen.

Der Kartoffelsalat wurde morgens an Heiligabend fertig geschnibbelt und danach ging’s ab in das einzige Hotel Morogoros, das einen Pool hat. Heiligabend in der Sonne am Swimmingpool abhängen – ne nette Alternative zu Rotznase und kalten Füßen. 🙂 Gegen Abend kam auch noch Lukas dazu, ein Freund von Jan den er vom Vorbereitungsseminar aus Deutschland kennt und der momentan in Kenia seinen Freiwilligendienst leistet. Wieder Zuhause wurde dann gemeinsam das Festmahl verputzt. Man beachte die von mir entworfenen Kerzenständer!

Das eigentliche Weihnachtsfest beginnt hier in Tansania, wie vielen anderen Ländern auch, erst am 25. Dezember und Mama Eva hat sich dafür zum Frühstück etwas ganz besonderes einfallen lassen: Frische Hühnchensuppe. GANZ frische Hühnchensuppe!

Hussein, ein Freund von uns, kam morgens mit einem noch lebenden Huhn an, das zunächst ziemlich verschreckt bei uns in der Ecke der Küche saß und später in unserem Garten seine letzten Minuten erlebt hat. Mit einem unserer Küchenmesser hat Hussein dem Huhn die Kehle aufgeschnitten. Danach wurde es gerupft und komplett (!) für die Suppe verwendet.

Mama Eva verdrückt genüsslich die beiden Füße:

Trotz meiner Bemühungen hab ich leider nichts von der Suppe runter bekommen. Dafür gab es später noch genug zu Essen. Eva und eine Nachbarin waren den halben Tag damit beschäftigt, Pilau mit Salat, Kartoffeln, Kochbananen und Fleisch zuzubereiten, was gegen frühen Abend gemeinsam mit einigen Freunden und Nachbarn gegessen wurde. Sehr lecker, aber an Omis und Opis Putenoberkeule kommt es natürlich nicht ran. 😉

Insgesamt war der Tag jedoch anstrengend. Die ganze Zeit waren viele und teilweise nervige Leute da und es kam keine familiäre Stimmung auf. Anders als in Deutschland, wo gemütlich im Kreise der Familie gefeiert wird, ist in Tansania eben jeder willkommen, viele Leute kommen vorbei und wer grad im Haus ist isst selbstverständlich mit.

 

Ausklingen lassen haben wir Weihnachten am 2. Feiertag abends zu fünft (Hussein und Emilian (Freunde), Ashim (Nachbar), Eva, Jan und ich (die Familie)) in einer Bar unter freiem Himmel mit Musik, Tanzen unterm Strohdach und ein paar Bierchen.

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Am 14. Dezember, nachdem wir Caro am Flughafen verabschiedet hatten, sind Jan und ich noch für etwas mehr als eine Woche weiter an der Küste Richtung Norden gereist.

 

Unser erster Stopp war Bagamoyo, eine kleine Stadt am Meer nicht weit von Daressalam entfernt. (Jetzt kommt mal n bisschen Geschichte. Für alle Banausen die das nicht interessiert einfach diesen Abschnitt überspringen!) Früher war Bagamoyo die Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika (1887 bis 1891) sowie der bedeutendste Handels- und Verschiffungsort des 19. Jahrhunderts. Außerdem begannen und beendeten hier viele europäische Entdecker wie beispielsweise David Livingstone ihre Expeditionen. Doch mit der Ernennung Daressalams zur Hauptstadt Tansanias 1891 kam die Entwicklung Bagamoyos zum Erliegen und die reiche Stadt begann allmählich zu verfallen. (Wer sich jetzt übrigens denkt „Boah, hat die Mareen ja ordentlich was gelernt!“ muss ich leider enttäuschen. Während ich das hier schreibe liegen zwei Reiseführer neben mir…)

Interessant finde ich auch die Herkunft des Stadtnamens, der auf die Zeit des Sklavenhandels verweist. Bagamoyo heißt auf Kisuahili so viel wie „Leg dein Herz nieder.“ Denn hatten die Sklaven die anstrengende Reise aus dem Hinterland überlebt, so war mit der Ankunft in Bagamoyo auch ihre letzte Chance auf eine Flucht dahin. Bei ihrer Verschiffung konnten sie dann nichts als ihr Herz in Afrika zurück lassen.

 

Bereits am ersten Tag hat uns der Charme Bagamoyos besonders gut gefallen. Die Stadt ist sehr ruhig, wirkt total entspannt und verschlafen. Es gibt kaum Hektik und wenig Verkehr (wahrscheinlich wird ersteres mitbedingt durch letzteres): Hauptverkehrsstraßen fehlen und die meisten Fahrzeuge sind bajajis, eine Art Dreirad-Auto, von denen man sich für unter einen Euro überall in die Stadt hinbringen lassen kann.

Durch Bagamoyos lange Geschichte besitzt die Stadt noch einige Überreste aus der deutschen Kolonialzeit, wie das alte deutsche Verwaltungsgebäude, einen alten deutschen Friedhof oder das „Alte Fort“ (auch „old prison“ genannt). Wir haben natürlich das komplette Touri-Programm durchgezogen und uns alles angeguckt.

Das alte deutsche Regierungsgebäude:

…angeblich…:

Eigene Entdeckung während der Stadterkundung. Baum (rechts) und ich (links):

Was zu dem ohnehin gechillten Eindruck der Stadt noch beigetragen hat waren die Stände der Künstler. In Bagamoyo liegt nämlich das „College of Arts“, eine international anerkannte Hochschule, an der tansanische Kunst, Tanz, Schauspiel und Musik gelehrt werden. Viele Künstler bleiben nach dem Abschluss (erstmal) in Bagamoyo, sofern sie keine andere Arbeit finden, und verkaufen ihre Schnitzereien, Bilder, Schmückstücke etc hier. Das war für mich natürlich mal wieder eine gute Gelegenheit, ein bisschen die lokalen Künstler zu unterstützen (=shoppen). 😉

Und im Meer waren wir natürlich auch schwimmen. Der Strand war richtig schön, wobei er dem Vergleich mit den Traumstränden Sansibars nicht standhalten konnte. Zwar relativ unspektakulär, aber immerhin haben wir in Bagamoyo dafür Mangroven gesehen. Das sind charakteristische Bäume am Meeresufer, die mit ihren Wurzeln den Küstenrand festigen.

 

Insgesamt hat mir Bagamoyo bisher am besten von allen Städten gefallen: Die geschichtsträchtigen Ruinen, das Meer und der Strand, die Ruhe… Eine perfekte Mischung. Ich werde bestimmt noch mal länger in der Stadt bleiben und dann auf jeden Fall wieder im gleichen Gästehaus wohnen, denn das hatte einen kleinen Pool und einen Hausaffen! Der hieß Dalí, war jung, frech und ganz schön verspielt. Manchmal hat er einem mit seinen Spielattacken sogar ein wenig Angst gemacht. Trotzdem war er einfach super.

 

Nachdem aus den eigentlich geplanten zwei dann doch drei Tage in Bagamoyo geworden sind ging es weiter Richtung Norden nach Tanga, Tansanias drittgrößter Stadt und zweitgrößter Hafen. Dort haben wir uns am ersten Tag die (relativ wenigen) Sehenswürdigkeiten der Stadt angeguckt, neben mal wieder einigen Überbleibseln aus der Kolonialzeit vor allem den Jamhuri Park. Auf dessen Bänken hat man einen tollen Blick auf den Hafen, das Meer, die Boote und Schiffe sowie eine kleine vor der Küste liegende Insel (Toten Island).

 

Als Jan gegen Ende des ersten Tages in Tanga nach Kopf- und Gliederschmerzen dann auch noch Fieber bekam haben alle Alarmglocken geläutet: Malaria! Gegen 17 Uhr haben wir uns in verschiedene Krankenhäuser aufgemacht, um einen Test zu machen. Vergeblich. Entweder hatten die Krankenhäuser bereits komplett geschlossen oder in der entsprechenden Abteilung war niemand mehr da. In einem privaten, überteuerten Krankenhaus hätten wir dann für den fünffachen Preis noch einen Test machen können, haben das aber abgelehnt. Am darauf folgenden Tag sind wir dann morgens in ein Krankenhaus um endlich den Test zu machen. Da ich sowieso hätte warten müssen hab ich, um die Prozedur mal selbst mitzuerleben, mich auch einfach mal testen lassen. Nach einer halben Stunde kamen die Ergebnisse: Jan hat keine Malaria, ich hab Malaria! Das war wirklich das Ergebnis, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet haben. „Iiiich?? Das kann nicht sein! Ich hab doch gar keine Symptome!!!“ Arzt: „Vielleicht hat Sie die Mücke schon gestochen und es wird in ein paar Tagen ausbrechen.“ Also ab ins nächste Krankenhaus und nochmal testen lassen: Anmeldeformular ausfüllen, warten, mit dem Doktor reden, warten, Test durchführen, warten, und dann endlich (mittlerweile nachmittags) das Ergebnis: Keiner von uns hat Malaria. Puh. Immerhin sind wir mittlerweile so schlau, uns nicht auf das erste Ergebnis zu verlassen.

Am letzten Tag haben wir dann mit einem Guide die 8 km nördlich von Tanga liegenden Amboni Höhlen angeschaut. Dieses unterirdische Tunnelsystem wurde durch das früher höher liegende Meer ausgespült und alten Gerüchten zufolge sollte es bis Mombasa in Kenia reichen.

Das Höhlenlabyrinth ist stockdunkel, die Decken der Höhlenwege sind die meiste Zeit sehr hoch und nur an einigen wenigen Engstellen mussten wir krabbeln zum weiterzukommen. Außerdem leben Massen an Fledermäusen in den Höhlen, was echt beeindruckend war.

 

Draußen im Eingangsbereich vor den Höhlen konnten wir als weiteres kleines Highlight eine paar Affen (schwarzweiße Mantelaffen laut Reiseführer) beobachten, die erst über unseren Köpfen rumgetollt sind und es sich dann in einem Baum gemütlich gemacht haben.

Nach unserem Höhlenausflug sind wir in den Dalla Dalla nach Pangani gestiegen, einem kleinen verschlafenen Fischerort, sehr schön an der Mündung des Pangani Rivers gelegen und unser letzter Stopp. Der kleine Ort zieht vor allem wegen seiner schönen Strände (angeblich die besten auf dem Festland Tansanias), die einige Kilometer nördlich und südlich vom Ortskern entfernt liegen, Touristen an. Wir haben uns für unseren zweitägigen Aufenthalt allerdings eine kleine Unterkunft im Ort genommen und uns mit dem dortigen Strand, der vollkommen ausreichte, zufrieden gegeben. Am Strand haben wir dann auch beide Tage entspannt, was noch besser gegangen wäre, wenn wir nicht einen lästigen neuen „Freund“ kennen gelernt hätten. („Hi, I’m … [Name vergessen da unwichtig.] I want to be your friend!“ So einfach geht das hier.) Er meinte dann, uns überall hin folgen zu müssen und uns sogar vor unserem Hotel aufzulauern. Durch einen halb geschauspielerten, halb wahren Magen-Darm-Infekt konnten wir ihn dann aber doch loswerden und den kleinen Ort noch in Ruhe ein wenig erkunden.

 

Am Pangani River vor den Fischerbooten:

Jaaa, das Foto war hier schonmal, kommt aber einfach nochmal:

Ab und an (hier bei Ebbe) verirrt sich auch mal eine Herde Ziegen an den Strand:

Am 22. Dezember ging es dann früh morgens erst zurück nach Tanga, wo wir dann den Bus nach Morogoro genommen haben und waren pünktlich für die letzten Weihnachtsvorbereitungen wieder Zuhause.

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