Da ich vor den Sommerferien hier nie richtig in den Schul- und Arbeitsalltag eingebunden wurde hatte ich meine Hoffnung auf den Schulstart im Januar gelegt. Als am 10. Januar die Schule wieder losging hatte ich mir also vorgenommen, den Lehrern klipp und klar zu sagen, dass ich gern den Englischunterricht für beide Klassen übernehmen würde. Das hab ich am ersten Schultag dann mit einer Lehrerin besprochen und die Sache war geritzt.
Seitdem sind 2 ½ Wochen vergangen in denen ich unter anderem gemerkt hab, vor welche Hürden man hier gestellt wird. Ich unterrichte zwei Klassen, das 1./2. Schuljahr, das 70 SchülerInnen umfasst, und das 3./4. Schuljahr mit 40 SchülerInnen.
Im 3./4. Schuljahr macht das Unterrichten richtig Spaß, vor allem weil den Schülern mein „anderer“ Unterrichtsstil, also nicht nur Frontalunterricht und Sätze nachsprechen lassen, ganz gut gefällt. Das glaube und hoffe ich zumindest.
Doch die Riesenklasse (1./2. Schuljahr) überfordert mich noch ziemlich. Das Niveau der Schüler hat die Spannbreite von „Kann noch nicht mal meinen Namen schreiben“ bis „Boah, laaangweilig! Kann ich schon alles!“. Deshalb muss ich, nachdem die Schüler eine Aufgabe bearbeitet haben, die unterschiedlichsten Ergebnisse korrigieren: Teilweise sehen die Lösungen wie erste Schreibversuche aus (eine Art Anreihung drei verschiedener Buchstaben), teilweise werden anstelle der englischen Wörter irgendwelche Zahlen eingesetzt und einige schaffen (zumindest teilweise) richtige Antworten. Da hatte ich nach zwei wöchentlicher Wiederholung von „Good morning“ „Good afternoon“ „Good evening“ „Hello“ und „Goodbye“ doch mehr erwartet. Aber wie so vieles hier muss anscheinend auch das Unterrichten pole pole (langsam) gestaltet werden und ich darf einfach nicht zu viel erwarten.
Außerdem ist es schwer, mir mit meinem anderen Lehrer-Auftreten Respekt zu verschaffen. Denn natürlich wissen auch die Schüler mittlerweile, dass nicht zum Schlagstock greife. Ich hab das Gefühl, dass meine „Bestrafungen“ („Weil ihr so laut wart hören wir mit dem Spiel auf und ihr müsst eine Aufgabe machen.“) von den Schülern gar nicht als solche realisiert werden. Da muss ich mir noch einiges einfallen lassen.
Ich hoffe aber, dass mit der wachsenden Erfahrung und Routine ich auch da meinen eigenen Weg finden werde. Endlich eine kontinuierliche Aufgabe und Verpflichtung zu haben und fühlt sich schon um einiges besser an als unser vorheriges zwischen den Seilen hängendes Dasein.
Der Unterricht beginnt um 8.30 Uhr und endet nach dem Mittagsessen um 14 Uhr. Zu Essen gibt es jeden Tag Uji, ein Schleim (im Wörterbuch steht tatsächlich „Schleim“!) aus heißem Wasser, in das Maismehl gerührt wird. Ich unterrichte zwei Stunden, wobei die Zeiteinteilung sehr flexibel ist. Es wurde zwar in der ersten Woche nach Unterrichtsbeginn ein Stundenplan erstellt, bei dem auch berücksichtigt wurde, ob ich lieber morgens oder mittags unterrichten möchte, allerdings ist der meiner Meinung nach eher pro forma erstellt worden. Ich kann jeden Tag frei entscheiden, wann ich in welcher Klasse und wie lange unterrichten will. Danach korrigier ich noch die Lösungen der Aufgaben, entweder meine Englisch Aufgaben oder ich helfe den anderen Lehrern beim Korrigieren (das kann bei der 70 SchülerInnen Klasse manchmal ziemliche Arbeit sein) und gegen 13 oder 13.30 Uhr bin ich wieder Zuhause.
Es ist nicht immer einfach, die verschiedenen alltäglichen Situationen des Schullebens mitzuerleben, die sich so sehr von unserem gewohnten Unterrichtsbild unterscheiden. Dennoch macht mir das Unterrichten Spaß, gerade wenn ich während der Vorbereitung für eine Stunde denke „Oh nee, das wird bestimmt voll der Griff ins Klo“ und dann geht es doch glatt über die Bühne.
Jetzt muss ich allerdings erst mal eine 1 ½ wöchentliche Pause vom Unterrichten einlegen, weil wir nach Daressalaam zu unserem Zwischenseminar müssen. Kinders, wie die Zeit vergeht! Unglaublich, dass das jetzt schon ist. Ich freu mich auf das Seminar und glaube, dass der Austausch mit den anderen Freiwilligen aus Tansania sicherlich gut tun wird. Außerdem werde ich einige bekannte Gesichter wieder sehen. Und obwohl wir bestimmt ein volles Programm haben werden bin ich mir sicher, auch wenn ich mich an das Vorbereitungsseminar erinnere, dass das Zwischenseminar insgesamt ziemlich lustig werden wird.