Am 14. Dezember, nachdem wir Caro am Flughafen verabschiedet hatten, sind Jan und ich noch für etwas mehr als eine Woche weiter an der Küste Richtung Norden gereist.
Unser erster Stopp war Bagamoyo, eine kleine Stadt am Meer nicht weit von Daressalam entfernt. (Jetzt kommt mal n bisschen Geschichte. Für alle Banausen die das nicht interessiert einfach diesen Abschnitt überspringen!) Früher war Bagamoyo die Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika (1887 bis 1891) sowie der bedeutendste Handels- und Verschiffungsort des 19. Jahrhunderts. Außerdem begannen und beendeten hier viele europäische Entdecker wie beispielsweise David Livingstone ihre Expeditionen. Doch mit der Ernennung Daressalams zur Hauptstadt Tansanias 1891 kam die Entwicklung Bagamoyos zum Erliegen und die reiche Stadt begann allmählich zu verfallen. (Wer sich jetzt übrigens denkt „Boah, hat die Mareen ja ordentlich was gelernt!“ muss ich leider enttäuschen. Während ich das hier schreibe liegen zwei Reiseführer neben mir…)
Interessant finde ich auch die Herkunft des Stadtnamens, der auf die Zeit des Sklavenhandels verweist. Bagamoyo heißt auf Kisuahili so viel wie „Leg dein Herz nieder.“ Denn hatten die Sklaven die anstrengende Reise aus dem Hinterland überlebt, so war mit der Ankunft in Bagamoyo auch ihre letzte Chance auf eine Flucht dahin. Bei ihrer Verschiffung konnten sie dann nichts als ihr Herz in Afrika zurück lassen.
Bereits am ersten Tag hat uns der Charme Bagamoyos besonders gut gefallen. Die Stadt ist sehr ruhig, wirkt total entspannt und verschlafen. Es gibt kaum Hektik und wenig Verkehr (wahrscheinlich wird ersteres mitbedingt durch letzteres): Hauptverkehrsstraßen fehlen und die meisten Fahrzeuge sind bajajis, eine Art Dreirad-Auto, von denen man sich für unter einen Euro überall in die Stadt hinbringen lassen kann.
Durch Bagamoyos lange Geschichte besitzt die Stadt noch einige Überreste aus der deutschen Kolonialzeit, wie das alte deutsche Verwaltungsgebäude, einen alten deutschen Friedhof oder das „Alte Fort“ (auch „old prison“ genannt). Wir haben natürlich das komplette Touri-Programm durchgezogen und uns alles angeguckt.
Das alte deutsche Regierungsgebäude:
…angeblich…:
Eigene Entdeckung während der Stadterkundung. Baum (rechts) und ich (links):
Was zu dem ohnehin gechillten Eindruck der Stadt noch beigetragen hat waren die Stände der Künstler. In Bagamoyo liegt nämlich das „College of Arts“, eine international anerkannte Hochschule, an der tansanische Kunst, Tanz, Schauspiel und Musik gelehrt werden. Viele Künstler bleiben nach dem Abschluss (erstmal) in Bagamoyo, sofern sie keine andere Arbeit finden, und verkaufen ihre Schnitzereien, Bilder, Schmückstücke etc hier. Das war für mich natürlich mal wieder eine gute Gelegenheit, ein bisschen die lokalen Künstler zu unterstützen (=shoppen). 😉
Und im Meer waren wir natürlich auch schwimmen. Der Strand war richtig schön, wobei er dem Vergleich mit den Traumstränden Sansibars nicht standhalten konnte. Zwar relativ unspektakulär, aber immerhin haben wir in Bagamoyo dafür Mangroven gesehen. Das sind charakteristische Bäume am Meeresufer, die mit ihren Wurzeln den Küstenrand festigen.
Insgesamt hat mir Bagamoyo bisher am besten von allen Städten gefallen: Die geschichtsträchtigen Ruinen, das Meer und der Strand, die Ruhe… Eine perfekte Mischung. Ich werde bestimmt noch mal länger in der Stadt bleiben und dann auf jeden Fall wieder im gleichen Gästehaus wohnen, denn das hatte einen kleinen Pool und einen Hausaffen! Der hieß Dalí, war jung, frech und ganz schön verspielt. Manchmal hat er einem mit seinen Spielattacken sogar ein wenig Angst gemacht. Trotzdem war er einfach super.
Nachdem aus den eigentlich geplanten zwei dann doch drei Tage in Bagamoyo geworden sind ging es weiter Richtung Norden nach Tanga, Tansanias drittgrößter Stadt und zweitgrößter Hafen. Dort haben wir uns am ersten Tag die (relativ wenigen) Sehenswürdigkeiten der Stadt angeguckt, neben mal wieder einigen Überbleibseln aus der Kolonialzeit vor allem den Jamhuri Park. Auf dessen Bänken hat man einen tollen Blick auf den Hafen, das Meer, die Boote und Schiffe sowie eine kleine vor der Küste liegende Insel (Toten Island).
Als Jan gegen Ende des ersten Tages in Tanga nach Kopf- und Gliederschmerzen dann auch noch Fieber bekam haben alle Alarmglocken geläutet: Malaria! Gegen 17 Uhr haben wir uns in verschiedene Krankenhäuser aufgemacht, um einen Test zu machen. Vergeblich. Entweder hatten die Krankenhäuser bereits komplett geschlossen oder in der entsprechenden Abteilung war niemand mehr da. In einem privaten, überteuerten Krankenhaus hätten wir dann für den fünffachen Preis noch einen Test machen können, haben das aber abgelehnt. Am darauf folgenden Tag sind wir dann morgens in ein Krankenhaus um endlich den Test zu machen. Da ich sowieso hätte warten müssen hab ich, um die Prozedur mal selbst mitzuerleben, mich auch einfach mal testen lassen. Nach einer halben Stunde kamen die Ergebnisse: Jan hat keine Malaria, ich hab Malaria! Das war wirklich das Ergebnis, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet haben. „Iiiich?? Das kann nicht sein! Ich hab doch gar keine Symptome!!!“ Arzt: „Vielleicht hat Sie die Mücke schon gestochen und es wird in ein paar Tagen ausbrechen.“ Also ab ins nächste Krankenhaus und nochmal testen lassen: Anmeldeformular ausfüllen, warten, mit dem Doktor reden, warten, Test durchführen, warten, und dann endlich (mittlerweile nachmittags) das Ergebnis: Keiner von uns hat Malaria. Puh. Immerhin sind wir mittlerweile so schlau, uns nicht auf das erste Ergebnis zu verlassen.
Am letzten Tag haben wir dann mit einem Guide die 8 km nördlich von Tanga liegenden Amboni Höhlen angeschaut. Dieses unterirdische Tunnelsystem wurde durch das früher höher liegende Meer ausgespült und alten Gerüchten zufolge sollte es bis Mombasa in Kenia reichen.
Das Höhlenlabyrinth ist stockdunkel, die Decken der Höhlenwege sind die meiste Zeit sehr hoch und nur an einigen wenigen Engstellen mussten wir krabbeln zum weiterzukommen. Außerdem leben Massen an Fledermäusen in den Höhlen, was echt beeindruckend war.
Draußen im Eingangsbereich vor den Höhlen konnten wir als weiteres kleines Highlight eine paar Affen (schwarzweiße Mantelaffen laut Reiseführer) beobachten, die erst über unseren Köpfen rumgetollt sind und es sich dann in einem Baum gemütlich gemacht haben.
Nach unserem Höhlenausflug sind wir in den Dalla Dalla nach Pangani gestiegen, einem kleinen verschlafenen Fischerort, sehr schön an der Mündung des Pangani Rivers gelegen und unser letzter Stopp. Der kleine Ort zieht vor allem wegen seiner schönen Strände (angeblich die besten auf dem Festland Tansanias), die einige Kilometer nördlich und südlich vom Ortskern entfernt liegen, Touristen an. Wir haben uns für unseren zweitägigen Aufenthalt allerdings eine kleine Unterkunft im Ort genommen und uns mit dem dortigen Strand, der vollkommen ausreichte, zufrieden gegeben. Am Strand haben wir dann auch beide Tage entspannt, was noch besser gegangen wäre, wenn wir nicht einen lästigen neuen „Freund“ kennen gelernt hätten. („Hi, I’m … [Name vergessen da unwichtig.] I want to be your friend!“ So einfach geht das hier.) Er meinte dann, uns überall hin folgen zu müssen und uns sogar vor unserem Hotel aufzulauern. Durch einen halb geschauspielerten, halb wahren Magen-Darm-Infekt konnten wir ihn dann aber doch loswerden und den kleinen Ort noch in Ruhe ein wenig erkunden.
Am Pangani River vor den Fischerbooten:
Jaaa, das Foto war hier schonmal, kommt aber einfach nochmal:
Ab und an (hier bei Ebbe) verirrt sich auch mal eine Herde Ziegen an den Strand:
Am 22. Dezember ging es dann früh morgens erst zurück nach Tanga, wo wir dann den Bus nach Morogoro genommen haben und waren pünktlich für die letzten Weihnachtsvorbereitungen wieder Zuhause.
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