Da wir unsere Ferien natürlich voll ausnutzen wollten sind wir am 28. Dezember wieder aufgebrochen. Unser Plan sah so aus, dass wir mit dem Zug Richtung Westen und in Kigoma, das ganz im Westen von Tansania am Tanganyikasee liegt, mit der Fähre M.V. Liemba Richtung Süden zu fahren. So ganz konnten wir das dann leider doch nicht durchziehen, aber dazu später mehr.
Da einige andere Reisende uns schon von der Zugfahrt in den Westen vorgeschwärmt hatten haben wir am 28. Dezember um 23 Uhr unsere Reise mit eben jener begonnen. Mit unseren 3. Klasse Fahrscheinen hatten wir eine Bank in einem 4er (vergleichbar mit den 4er Sitzen in deutschen S-Bahnen, nur etwas enger), auf der beim Einsteigen noch zwei Kinder saßen. Die Kinder gehörten zu den Müttern, die uns im 4er gegenüber saßen. Als wir den beiden Müttern sagten, dass das unsere Plätze seien, mussten die Kinder irgendwo anders hin. Und wohin? Klar, beide unter die Bank quetschen. Am Anfang fand ich es noch komisch, die Kinder einfach da drunter zu packen, doch nach einigen Stunden Fahrt stellten sich die Plätze unter den Bänken auch für mich als optimale Schlafplätze heraus. Denn eine ganze Nacht sitzend in so nem 4er zu pennen ist nun wirklich nicht grade komfortabel. Ich hab mich dann einfach den Tansaniern angepasst und auf den Boden unter eine Bank (allerdings von einem 6er, die sind etwas größer) gelegt um dort zu geschlafen. Als ich am nächsten Morgen aufgestanden (besser gesagt rausgekrabbelt) bin hatte sich der Zug schon um einiges geleert. Das war echt angenehm, da wir den 4er dann für uns allein hatten. Die weitere Fahrt war richtig schön. Da sonstige Hauptverkehrsverbindungen in den Westen Tansania fehlen stellt der Zug die einzige Möglichkeit dar, dort auf direktem Wege hinzureisen. Deswegen führt die Zugstrecke auch durchs Nichts, meilenweit fährt man nur durch die Tansanische Landschaft und hat einen super Blick über das Land. Ab und zu hält der Zug in Dörfern, damit Reisende ein- bzw aussteigen können. An solchen Stopps scheint immer das halbe Dorf auf den Beinen zu sein, um den Zugpassagieren ihre Waren zu verkaufen. Mittags gab es in einem Dorf einen längeren Stopp und wir wären fast aus den Latschen gekippt, als wir die Verkaufsstände gesehen haben! Haufenweise Leute haben sich da aufgereiht um alles Mögliche an Essen zu verkaufen. Es sah fast so aus, als würde ein Verkaufsstand auf jeden Passagier kommen. Das Faszinierende daran ist, dass der Zug den Ort nur 2 mal die Woche passiert und ich mir kaum vorstellen kann, dass sich der ganze Aufwand bei den vielen Essensständen für die einzelnen Verkäufer lohnen kann. Muss es aber anscheinend irgendwie. Jan meinte ziemlich treffend: „Für die Leute hier gibt es auch kein Wochenende, für die gibt es nur Zugtage oder keine Zugtage.“
Der Mittagsstopp mit den ganzen Fressständen:
Während der Zugfahrt:
Gegen 18.30 Uhr, nach fast 20-stündiger Zugfahrt, sind wir an unserem ersten Ziel Tabora angekommen. An sich ist die Stadt ziemlich unspektakulär, da sie für Touristen kaum Sehenswürdigkeiten bietet (außer ein etwas außerhalb liegendes Haus, mittlerweile ein kleines Museum, in dem David Livingstone 1872 einige Zeit gelebt hat).
Auffällig waren an Tabora vor allem zwei Dinge. Zum Einen gab es überall diese witzigen „Tree Shops“, also Bäume, an denen Verkäufer ihre zum Verkauf stehenden Kleidungsstücke aufhängen. Baum+Schnur+Kleidungsstücke = Tree Shop!
Zum Anderen scheint Tabora das Münster Tansanias zu sein – die Stadt war voller Fahrräder! Dort hab ich auch eine ganz neue Branche kennen gelernt: Fahrrad-Taxi. Für 500 Shilling (25 Cent) konnte man sich auf den Gepäckträger eines „Fahrrad-Taxifahrers“ schwingen und sich bequem irgendwo hinbringen lassen, während der Arme sich einen abschuftet.
In Tabora haben wir noch auf der Party eines Hotels Silvester gefeiert und an Neujahr sind wir dann mit dem Zug ganz in den Westen nach Kigoma gefahren. Mit vierstündiger Verspätung (da beschwer sich nochmal einer über die deutsche Bahn…) ging es nachts dann endlich los. Allerdings waren wir diesmal von der Zugfahrt nicht so angetan wie beim ersten Mal. Wir saßen in einem 6er, der Zug war proppevoll und hat sich bis zur Endstation Kigoma auch nicht geleert, weswegen es diesmal auch schwerer war, einen Luxusschlafplatz unter einer Bank zu ergattern. Ziemlich platt sind wir am nächsten Tag nachmittags gegen 15 Uhr endlich angekommen (geplante Ankunftszeit war 10 Uhr morgens).
Kigoma ist ein kleines, aber sehr schönes Städtchen direkt am Tanganyikasee und umgeben von einer hügeligen Landschaft. Bei einem Spaziergang durch die Hügel der Umgebung hatten wir eine super Aussicht über Kigoma und den Tanganyikasee.
Einen anderen Tag haben wir an einer privaten kleinen Bucht verbracht, was der entspannteste Strandtag überhaupt war: kristallklares Wasser, malerische Umgebung (unter anderem konnte man auf der anderen Uferseite die Berge des Kongos erkennen) und keine anderen Leute (=Ruhe! Auch relativ schwer zu finden hier.). Hier ein paar Angeberfotos mit besten Grüßen in die Kälte:
Unser anfänglicher Plan sah nun vor, in Kigoma auf die Fähre zu steigen über den Tanganyikasee Richtung Süden zu fahren. Allerdings mussten wir leider feststellen, dass die Fähre nicht laut unserer Reiseführer jede Woche abfährt sondern nur jede zweite. Und natürlich genau in der Woche, in der wir fahren wollten, nicht. Sehr schade, darauf hatten wir uns nämlich schon ziemlich gefreut. Die Fähre M.V. Liemba stammt noch aus deutscher Kolonialzeit (sie stammt aus Papenburg an der Ems), wurde unter anderem 8 Jahre unter Wasser vor den Belgiern versteckt und ist mittlerweile eines der ältesten Passergierschiffe der Welt. Da müssen wir wohl noch ein weiteres Mal nach Kigoma um das nachzuholen.
Somit mussten wir umplanen: Entweder mit dem Zug wieder zurück oder mit dem Bus nach Mwanza im Norden und von da aus wieder nach Moro. Da die letzte Zugfahrt doch ziemlich anstrengend war haben wir uns für letzteres entschieden. Wir haben dann zwei Tage in Mwanza am Viktoriasee, Tansania zweitgrößter Stadt, verbracht. Dort gab’s als Snack erstmal frittierte Heuschrecken…
… dann ein Softeis – S-O-F-T-E-I-S!!! …
… danach einen Verdauungsspaziergang zum Viktoriasee, erst etwas außerhalb der Stadt, wo in den Abendstunden reger Schwimmbetrieb herrscht…
… und am Bismark Rock, dem Wahrzeichen Mwanzas, vorbei. Der Name stammt -mal wieder- aus deutscher Kolonialzeit, da ihn ebenso wenig wie den „eisernen“ Kanzler des Deutschen Kaiserreiches zu erschüttern vermochte.
Tja, und dann ging es auch schon wieder zurück nach Moro. Am Samstag Abend (8. Januar) gegen 19 Uhr sind wir Zuhause bei Mama Eva eingetrudelt, pünktlich um am Montag wieder in die Schule zu gehen.
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