Ein weiteres Reiseziel kann von meiner Liste gestrichen werden, nämlich Lushoto und die Usambara-Berge im Nord-Osten Tansanias. (Ich weiß, mein Blog ähnelt immer mehr dem einer Tansania-Rundreisenden als dem einer in Tansania Arbeitenden, trotzdem berichte ich von diesem super Urlaub.)
Am So, den 3. April ging’s los Richtung Lushoto, der größten Stadt in den Usambara-Bergen. Dort haben wir uns mit Hanna, Anne und Bea, die alle drei in Daressalaam ihren Freiwilligendienst machen, getroffen um gemeinsam zu urlauben.
Am nächsten Morgen sind wir als erstes zu einer Farm (Irente Farm) spaziert, die für ihren Käse und -festhalten- für ihr Roggenbrot bekannt ist. Roggenbrot!!! Ok, das hört sich jetzt nicht so spektakulär an, aber wenn man bereits 7 Monate mit Wabbelbrot das in Punkto Geschmacklosigkeit auf jeden Fall unter den worldwide Top 5 anzutreffen ist auskommen muss, dann ist das schon ein Highlight.
DAS Roggenbrot:
Der Rest der Gruppe in unserer Frühstückshütte:
Gut gestärkt ging es nach dem Frühstück (mit Roggenbrot! Hatte ich das schon erwähnt? 😉 ) zum Irente View Point, der einem einen bombastischen Ausblick über die Massai Steppe bietet. Erstmal mussten wir den View Point suchen, bis wir herausfanden, dass man einem Hotel 2000 Shilling (einen Euro) zahlen muss, um dahin zu gelangen. Der Eintritt war’s aber voll wert! Wir wurden auf einen Stein gebracht, der aus einem Felsen rausragte und hinter dem es steil bergab ging. Und die Aussicht war unbeschreiblich – mit Fotos natürlich nicht einzufangen. Trotzdem kommen hier einige Versuche:
(Oh, das sollte eigentlich ein Panorama-Foto werden… 🙂 )
Unser nächstes Ziel war Mtae, ein sehr hoch gelegenes Bergdörfchen neben dem höchsten Gipfel der Usambara-Berge. Da Mtae am Ende eines Grades liegt hat man von dort einen 270-Grad-Rundumblick. Auch bemerkenswert: Das gesamte Dorf ist wie viele andere Bergdörfer abgekoppelt von der Stromversorgung und muss somit komplett ohne Strom auskommen!
Die Fahrt nach Mtae war schon ein Erlebnis: Da momentan Regenzeit ist war die ungepflasterte Straße nach Mtae an einem Straßenabschnitt richtig matschig. Einer unserer Vorgänger-Busse ist vom Weg ab- und in den Matsch gerutscht. Nach einer Weile wurde dieser von fleißigen Helfern aus dem Matsch befreit (es schien so, als ob alle Leute aus der Umgebung an der Rettungsaktion beteiligt waren oder sich zumindest dieses Spektakel nicht entgehen ließen) und wir waren an der Reihe. Und natürlich musste es unser Bus seinem Vorgänger nachmachen und voll in den Matsch rutschen. Die Befreiungsaktion stellte sich allerdings als etwas schwieriger heraus. Nach einigen Versuchen, wieder auf die Straße zu gelangen, rutschte der Bus immer tiefer in den Matsch und irgendwann standen wir komplett quer auf der Straße und ich sah wirklich keine Möglichkeit, dass der Bus wieder auf das befahrbare Stück gelangen könnte. Alle Businsassen mussten aus dem Bus raus (was mir sowieso lieber war) und dann wurde weiter versucht. Doch dann war es soweit: Der Busfahrer trat in die Vollen, nahm noch fast einen Zaun und ein paar Leute mit, befördert sich wieder auf die Straße und konnte weiterfahren. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch sind wir wieder eingestiegen. Der Rest der Fahrt verlief dann ohne Matsch-Probleme.
Am nächsten Tag sind wir in Mtae zu einem Aussichtspunkt gelaufen, wo auch der „Königsfelsen“ steht. Uns wurde gesagt, dass dies der Felsen sei, der für den „König der Löwen“-Film als Vorlage diente. Form und Lage des Felsens ähneln zwar sehr der Verfilmung, ob das allerdings tatsächlich so stimmt ist durchaus fraglich.
Ohne Kontext: Ein Camäleon aus Mtae und ich:
Von Mtae aus ging es weiter zu dem kleinen Dorf Mlalo, wobei wir (nur noch Jan, Bea und ich, da Anne und Hanna eher zur Arbeit zurück mussten) uns dazu entschlossen haben, dieses Stück mit einem Guide zu wandern, was angeblich 4 bis 5 Stunden dauern sollte. Die Wanderung war sehr schön und abwechslungsreich: Es ging erst durch einen Tannenwald, gefolgt von einem Regenwaldabschnitt mit Affen, danach über Wiesen, Berge rauf und runter, bis wir nach 6 ½ Stunden völlig k.o. in Mlaalo angekommen sind (immerhin haben wir ja auch unser komplettes Gepäck allein geschleppt!).
In Mlalo gab es nicht viel zu sehen, wir haben am Fluss entspannt und sind ein bisschen durch die Gegend spaziert, dann ging es für einen Tag zurück nach Lushoto und von da aus sind dann nur noch Jan und ich nach Soni weiter gefahren. Dort haben wir uns Wasserfälle angeschaut…
… wir sind auf einen Berg (Jiwe la Mombo) gewandert (das sollte auch nur 30 Minuten dauern, wir haben 1 ½ Stunden gebraucht – keine Ahnung, wie die Tansanier die Berge hoch rennen müssen!) …
…und zu einer Mission gefahren, bei der man regional produzierten Wein kaufen kann. Wein ist in Tansania recht teuer, aber auf der Mission hat eine Flasche nur 2 bis 2,25 Euro gekostet! Da mussten wir natürlich zuschlagen ;), wobei eine Flasche auch als Geburtstagsgeschenk für unsere dada Eva (Schwester Eva) eingeplant wurde.
Und dann ging es auch schon wieder aus den kühlen Usambara-Bergen nach Morogoro zurück. Mittlerweile stecken wir übrigens mitten in der Regenzeit; es regnet teilweise sehr heftig und oft mehrmals täglich. Witzig ist, dass andere Regeln gelten, wenn es regnet: Die unbefestigten Straßen mutieren zu Matsch-Flüssen und alle Leute stellen sich da wo sie gerade sind unter und warten, bis der Regen aufhört. Deshalb bleiben Geschäfte geschlossen bzw. öffnen später und auch die Schulen fangen später an, weil sich viele SchülerInnen und Lehrkräfte verspäten bzw. gar nicht erst kommen. Auch ich warte immer, bis der Regen nachlässt, schwinge mich dann auf mein Fahrrad und bereite allen, SchülerInnen und LehrerInnen, große Freude, wenn ich klitschnass und eingedreckt die Schule erreiche.