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Archive for April 2011

Ein weiteres Reiseziel kann von meiner Liste gestrichen werden, nämlich Lushoto und die Usambara-Berge im Nord-Osten Tansanias. (Ich weiß, mein Blog ähnelt immer mehr dem einer Tansania-Rundreisenden als dem einer in Tansania Arbeitenden, trotzdem berichte ich von diesem super Urlaub.)

Am So, den 3. April ging’s los Richtung Lushoto, der größten Stadt in den Usambara-Bergen. Dort haben wir uns mit Hanna, Anne und Bea, die alle drei in Daressalaam ihren Freiwilligendienst machen, getroffen um gemeinsam zu urlauben.

Am nächsten Morgen sind wir als erstes zu einer Farm (Irente Farm) spaziert, die für ihren Käse und -festhalten- für ihr Roggenbrot bekannt ist. Roggenbrot!!! Ok, das hört sich jetzt nicht so spektakulär an, aber wenn man bereits 7 Monate mit Wabbelbrot das in Punkto Geschmacklosigkeit auf jeden Fall unter den worldwide Top 5 anzutreffen ist auskommen muss, dann ist das schon ein Highlight.

DAS Roggenbrot:

Der Rest der Gruppe in unserer Frühstückshütte:

Gut gestärkt ging es nach dem Frühstück (mit Roggenbrot! Hatte ich das schon erwähnt? 😉 ) zum Irente View Point, der einem einen bombastischen Ausblick über die Massai Steppe bietet. Erstmal mussten wir den View Point suchen, bis wir herausfanden, dass man einem Hotel 2000 Shilling (einen Euro) zahlen muss, um dahin zu gelangen. Der Eintritt war’s aber voll wert! Wir wurden auf einen Stein gebracht, der aus einem Felsen rausragte und hinter dem es steil bergab ging. Und die Aussicht war unbeschreiblich – mit Fotos natürlich nicht einzufangen. Trotzdem kommen hier einige Versuche:

(Oh, das sollte eigentlich ein Panorama-Foto werden… 🙂 )

Unser nächstes Ziel war Mtae, ein sehr hoch gelegenes Bergdörfchen neben dem höchsten Gipfel der Usambara-Berge. Da Mtae am Ende eines Grades liegt hat man von dort einen 270-Grad-Rundumblick. Auch bemerkenswert: Das gesamte Dorf ist wie viele andere Bergdörfer abgekoppelt von der Stromversorgung und muss somit komplett ohne Strom auskommen!

Die Fahrt nach Mtae war schon ein Erlebnis: Da momentan Regenzeit ist war die ungepflasterte Straße nach Mtae an einem Straßenabschnitt richtig matschig. Einer unserer Vorgänger-Busse ist vom Weg ab- und in den Matsch gerutscht. Nach einer Weile wurde dieser von fleißigen Helfern aus dem Matsch befreit (es schien so, als ob alle Leute aus der Umgebung an der Rettungsaktion beteiligt waren oder sich zumindest dieses Spektakel nicht entgehen ließen) und wir waren an der Reihe. Und natürlich musste es unser Bus seinem Vorgänger nachmachen und voll in den Matsch rutschen. Die Befreiungsaktion stellte sich allerdings als etwas schwieriger heraus. Nach einigen Versuchen, wieder auf die Straße zu gelangen, rutschte der Bus immer tiefer in den Matsch und irgendwann standen wir komplett quer auf der Straße und ich sah wirklich keine Möglichkeit, dass der Bus wieder auf das befahrbare Stück gelangen könnte. Alle Businsassen mussten aus dem Bus raus (was mir sowieso lieber war) und dann wurde weiter versucht. Doch dann war es soweit: Der Busfahrer trat in die Vollen, nahm noch fast einen Zaun und ein paar Leute mit, befördert sich wieder auf die Straße und konnte weiterfahren. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch sind wir wieder eingestiegen. Der Rest der Fahrt verlief dann ohne Matsch-Probleme.

Am nächsten Tag sind wir in Mtae zu einem Aussichtspunkt gelaufen, wo auch der „Königsfelsen“ steht. Uns wurde gesagt, dass dies der Felsen sei, der für den „König der Löwen“-Film als Vorlage diente. Form und Lage des Felsens ähneln zwar sehr der Verfilmung, ob das allerdings tatsächlich so stimmt ist durchaus fraglich.

Ohne Kontext: Ein Camäleon aus Mtae und ich:

Von Mtae aus ging es weiter zu dem kleinen Dorf Mlalo, wobei wir (nur noch Jan, Bea und ich, da Anne und Hanna eher zur Arbeit zurück mussten) uns dazu entschlossen haben, dieses Stück mit einem Guide zu wandern, was angeblich 4 bis 5 Stunden dauern sollte. Die Wanderung war sehr schön und abwechslungsreich: Es ging erst durch einen Tannenwald, gefolgt von einem Regenwaldabschnitt mit Affen, danach über Wiesen, Berge rauf und runter, bis wir nach 6 ½ Stunden völlig k.o. in Mlaalo angekommen sind (immerhin haben wir ja auch unser komplettes Gepäck allein geschleppt!).

In Mlalo gab es nicht viel zu sehen, wir haben am Fluss entspannt und sind ein bisschen durch die Gegend spaziert, dann ging es für einen Tag zurück nach Lushoto und von da aus sind dann nur noch Jan und ich nach Soni weiter gefahren. Dort haben wir uns Wasserfälle angeschaut…

… wir sind auf einen Berg (Jiwe la Mombo) gewandert (das sollte auch nur 30 Minuten dauern, wir haben 1 ½ Stunden gebraucht – keine Ahnung, wie die Tansanier die Berge hoch rennen müssen!) …

…und zu einer Mission gefahren, bei der man regional produzierten Wein kaufen kann. Wein ist in Tansania recht teuer, aber auf der Mission hat eine Flasche nur 2 bis 2,25 Euro gekostet! Da mussten wir natürlich zuschlagen ;), wobei eine Flasche auch als Geburtstagsgeschenk für unsere dada Eva (Schwester Eva) eingeplant wurde.

Und dann ging es auch schon wieder aus den kühlen Usambara-Bergen nach Morogoro zurück. Mittlerweile stecken wir übrigens mitten in der Regenzeit; es regnet teilweise sehr heftig und oft mehrmals täglich. Witzig ist, dass andere Regeln gelten, wenn es regnet: Die unbefestigten Straßen mutieren zu Matsch-Flüssen und alle Leute stellen sich da wo sie gerade sind unter und warten, bis der Regen aufhört. Deshalb bleiben Geschäfte geschlossen bzw. öffnen später und auch die Schulen fangen später an, weil sich viele SchülerInnen und Lehrkräfte verspäten bzw. gar nicht erst kommen. Auch ich warte immer, bis der Regen nachlässt, schwinge mich dann auf mein Fahrrad und bereite allen, SchülerInnen und LehrerInnen, große Freude, wenn ich klitschnass und eingedreckt die Schule erreiche.

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Der März

Das war ja fast schon zu erwarten, dass ich meine guten Blog-Vorsätze nicht einhalten kann. Da sich aber ab und zu doch noch jemand auf meine Blogseite zu verirren scheint folgt hier die Berichtserstattung der Top-Ereignisse des Monats März.

Das erste Märzwochenende sind Jan und ich nach Iringa gefahren. Das ist eine kleine Stadt südwestlich von Morogoro, etwa vier Fahrtstunden entfernt. Und worauf wir uns vor allem gefreut haben: Iringa liegt auf 1600 m Höhe, so dass dort ein ziemlich angenehmes Klima herrscht. Um genau zu sein: Uns war kalt! Die einzige von mir mitgenommene Jeans hat dort unter ungewohntem Stress gelitten, weil sie jeden Tag getragen wurde. Außerdem war es mal eine angenehme Abwechslung, nachts tatsächlich auf eine Decke angewiesen zu sein.

Iringa ist ein nettes, ruhiges kleines Städtchen, wo es -wie in den meisten tansanischen Städten- nicht viele Attraktionen bzw Sehenswürdigkeiten gibt. Man muss sich bei den tansanischen Stadtbesichtigungen wirklich meistens mit kleinen Sehenswürdigkeiten zufriedengeben und eher versuchen, die Atmosphäre der jeweiligen Stadt aufzuschnappen. Einen Abend haben wir dann eine der im Reiseführer erwähnten Aktivitäten gemacht und sind auf den Gangilonga-Felsen hochspaziert, von dem aus man eine schöne Aussicht auf Iringa hatte.

Den Sonntag sind wir mit einem dalladalla nach Isilimia gefahren, einem außerhalb liegenden Örtchen. Dort wurden in den 1950er Jahren Funde aus der Steinzeit ausgegraben, die man in einem Museum anschauen kann. Durchaus spektakulärer war allerdings die Issilimia-Schlucht. Durch Erosion wurde das Tal ausgespült, so dass bis zu 15 Meter hohe Sandsteinsäulen entstanden sind. Das ist wirklich beeindruckend, da diese riesigen Sandsteinsäulen plötzlich aus dem Nichts in einer menschenleeren Gegend auftauchen und sich über eine große Fläche verteilen, in der wir uns fast verlaufen hätten. Auf jeden Fall platzieren sich die Sandsteinsäulen in Isilimia unter meinen Top 3 Highlights bis jetzt.

Jan, Sandsteinsäule und ich:

Sandsteinsäule und ich:

Noch was Kulinarisches: Ein typisches Frühstück in Tansania ist Suppe. Ja, Suppe! Und Suppe heißt hier Wasser, Öl und ein Brocken Fleisch mit Knochen drin; das Ganze wird dann noch mit Limone und Chili gewürzt. Dazu gibt’s chapati, so was wie dünnes, fettiges Fladenbrot. Mir wurde die Suppe als Säufer-Frühstück erklärt, weil man bei einem Kater keine Lust auf Tee hat und anstelle des Tees die heiße Suppe isst. Da die Frühstücks-Suppe schon länger auf unserer to-eat-Liste stand haben wir sie an einem Tag in Iringa probiert. Es gab Suppe mit Pansenstückchen, Ziegenfleisch und dazu chapati. Wie gesagt, zum Frühstück! Fazit: Eine Menge Fleisch und ein gewöhnungsbedürftiger Geschmack. Letzteres ist aber bei dem Fleisch hier immer der Fall. (Kurze Information zum tansanischen Fleisch: Man kauft das Fleisch, das beim Metzger ungekühlt im Fenster hängt und hübsch mit Fliegen dekoriert ist, am Stück inklusive Knochen, das alles wird dann zerhämmert, kleingeschnitten und ins Essen geworfen. Folglich ist da alles noch dran, nur zerkleinert: Fett, Knorpel, Knochen, Sehnen und was ein Körper sonst noch so hergibt. Dementsprechend lange kaut man dann auf dem Fleisch rum. Mami, das wär was für dich! 😉 Nicht so mein Fall, die Tansanier allerdings fahren auf Fleisch voll drauf ab.)

Die Suppen mit den Ziegenfleisch-Haufen:

Am darauffolgenden Wochenende sind wir den Samstag (11. März) mit Warren, einem kanadischen Freiwilligen der einen Monat für Faraja gearbeitet hat, und Ole, einem Mitarbeiter in meinem Stamm-Internetcafe, zum Massai Markt gefahren. Ole ist übrigens ein richtiger Massai, der allerdings sehr „unmassaiig“ lebt: Er wohnt in der Stadt, ist zur Schule und zur Uni gegangen und ist momentan dabei ein Projekt ins Leben zu rufen, das Massai-Kindern einen Weg zur Schulbildung verschaffen soll. Viele Kinder des Massai-Stamms leben außerhalb der Städte und die Wenigsten haben das Privileg zur Schule gehen zu können. So, zurück zum Massai-Markt. Der findet jeden 2. Samstag etwa eine Stunde außerhalb von Morogoro statt. Dort treffen sich nur Massai, es gibt einige Verkaufs- und Essensstände, wobei im Mittelpunkt der Kuhhandel steht. Da ein Großteil der typischen Arbeit eines Massai darin besteht die Tiere zu hirten bildet der Kuhhandel eine der Haupteinnahme-Quellen der Massai.

Auf dem Markt konnte man auch den Werdegang einer geschlachteten Ziege verfolgen: Haut ab, Gedärme raus, Kopf ab und dann am Restkörper rumschnibbeln, auf Spieße stecken und braten. Und klar, verkauft wird das frische Fleisch natürlich auch. Die Jungs haben sich mittags ein leckeres Ziegenbeinchen gegönnt, das auf typische Massai-Art gegrillt wurde.

Ich hab mal probiert, hatte aber immer noch genug vom Ziegenfleisch seit der Suppe in Iringa.Dafür hab ich mir noch einige Ketten und typische Massai-Schuhe, die aus alten Autoreifen hergestellt werden, gegönnt. Der Besuch auf dem Massai Markt war ein richtig schöner Tagesausflug, wobei es schon komisch war, auf einmal nur noch von Massai umgeben zu sein. Genauso komisch muss es für die Massai gewesen sein, dass da auf einmal drei Wazungu über den Markt gelatscht sind.

Auf dem Rückweg gab es auch noch eine schöne Szene. Wir haben ja mittlerweile schon viel gesehen, was die Leute so mit in die dalladallas nehmen wie beispielsweise lebende Hühner, die unter die Sitze gequetscht werden. Doch über das, was wir nach dem Massai-Markt gesehen hatten, mussten selbst wir lachen. Da wurden einfach mal zwei Schafe hinten in den dalladalla gestellt, die dann noch mit anderem Gepäck zugequetscht wurden.

Ansonsten gibt es nicht viel Neues zu berichten. Der Unterricht läuft, meine 108-Schüler- Riesenklasse macht mich manchmal immer noch ganz schön fertig, dafür bereitet mir das Unterrichten in meinem 3./4. Schuljahr umso mehr Spaß. Zur Belohnung hab ich diese Woche mit meinen SchülerInnen (3./4. Schukjahr) unser erstes Plakat gestaltet zum Thema „Colours“. Und ich hab’s mal gewagt und meine Kamera mitgenommen, um ein paar Fotos zu machen. Sobald die Schüler die erblicken gibt es normalerweise immer ein Riesenchaos, weil dann jeder möglichst oft fotografiert werden will. Klar, so ne Kamera hat hier ja auch kaum jemand und für die Kinder ist es das Tollste, wenn sie sich dann auf dem Foto auf der Kamera sehen. Glücklicherweise hat es dann doch geklappt, ein paar Fotos von der Arbeit an dem Plakat zu machen.

Gestern war erstmal unser letzter Arbeitstag, da jetzt zwei Wochen Schulferien sind. Und klar muss die freie Zeit genutzt werden. 😉 Jan und ich werden nach Lushoto im Norden fahren, das von den Usambara-Bergen umgeben ist. Dort treffen wir drei andere Freiwilligen aus Daressalaam und wollen ein wenig von Dorf zu Dorf durch die Berge wandern. Mal sehen wie gut das gehen wird, immerhin befinden wir uns momentan ja mitten in der Regenzeit. Könnte eine matschige Angelegenheit werden!

Nach den Ferien wollen wir dann auch nachmittags durchstarten. Jan will den Computerunterricht von einem anderen Freiwilligen, der mittlerweile abgereist ist, weiterführen und ich möchte Englischnachhilfe geben. Wird dann alles ein wenig stressiger ;), insofern genießen wir jetzt erst noch mal die Ferien!

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