Feeds:
Beiträge
Kommentare

Archive for Mai 2011

Am 14. April, direkt nach unserem Urlaub in Lushoto und den Usambara-Bergen, stand mal wieder ein Geburtstag im Wazungu-Haus an. Diesmal war es der von unserer dada Eva, mit der wir zusammen wohnen und die unser Haus in Schuss hält und sich darum kümmert, dass wir was zwischen die Zähne bekommen. Zu ihrem 26. Geburtstag hat auch sie natürlich eine Torte bekommen und dann wurde, wie das hier üblich ist, erst sie und dann jeder Gast reihum mit einem Stück Torte von ihr gefüttert. Von uns hat sie noch zwei Flaschen Wein aus unserem Urlaub geschenkt bekommen, die unter anderem mit Schuld daran waren, dass der Abend etwas länger wurde. 🙂

Eva und ihr Kuchen:

Und hier wird Eva von mir gefüttert:

Nach den Ferien ging am 18. April die Schule wieder los – allerdings erstmal nur für 4 Tage, da dann direkt Ostern war und somit wieder 5 Tage frei. Da unsere wenigen freien Tage voll ausgenutzt werden müssen 😉 ging’s Karfreitag morgens in den Bus und ab nach Ifakara, eine kleine Stadt im Süden der Morogoro-Region. Wir sind von einer 3-4-stündigen Fahrt ausgegangen, die letztlich dank Regenzeit und Matsch-Straße 6 ½ Stunden gedauert hat. Immer wieder stand der mit Menschen überladene Bus vor großen Matsch-Pfützen, viele Fahrgäste mussten aussteigen und ein Stück zu Fuß gehen, bis der Bus durch die Pfütze durchgekommen ist. Zu diesen Unterbrechungen kommt noch hinzu, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit bei geschätzten 30 km/h lag. Insgesamt war die Fahrt echt kein Zuckerschlecken.

Das Highlight in Ifakara war der Ostersonntag. Da haben wir mit einem Fischer und seinem engen wackeligen Kanu eine Bootstour auf dem Kilombero-Fluss gemacht. Der Fluss war wegen der Regenzeit sehr viel breiter als normalerweise weswegen viele Bäume, Pflanzen etc teilweise überschwemmt waren und sich die ganzen Insekten auf die rausragenden Äste gerettet hatten. Als wir diese mit unserem Kanu gestreift haben sind jedes Mal eine Menge Viecher zu uns an Bord gekommen, was ziemlich nervig war. Mein Kindchen hat aber ganze Arbeit geleistet und die ganzen großen Spinnen erledigt, so dass ich meinen panischen Rettungssprung ins Wasser nicht antreten musste. 🙂 Trotz der vielen blinden Passagiere und des anfänglich mulmigen Gefühls im Bauch wegen des Wackel-Kanus war die Tour sehr schön, nicht zuletzt wegen der traumhaften Landschaft.

In so einem Wackel-Kanu sind wir gefahren:

Ansonsten gibt es aus Ifakara nicht viel zu berichten. Ostermontag sind wir noch für einen Tag nach Mikumi gefahren, ein Örtchen das auf dem Weg nach Morogoro und nahe des Mikumi National Parks liegt. Dort haben wir uns für 6000 Shilling (ca 3 Euro) einen kleinen Schlangen- und Krokodilpark angesehen, bevor wir dann zurück nach Morogoro getrampt sind.

So, und was gibt’s sonst noch? Ich muss gestehen, dass Blog schreiben immer schwieriger wird. Mittlerweile ist vieles Alltag und normal geworden ist, was anfangs noch neu und spannend und somit berichtenswert war. Versuche trotzdem noch ein paar Neuigkeiten hier zu posten.

An einem Wochenende (6./7. Mai) haben wir wieder eine Wanderung die Uluguru-Berge gemacht, die zwei Tage gedauert hat. Gemeinsam mit zwei anderen Freiwilligen aus Daressalaam und unserem Guide Maneno, dem gechilltesten Rastafari überhaupt, sind wir diesmal auf Lupanga, den anderen Gipfel, gestiegen. Wir wussten im Vorfeld bereits, dass der Anstieg schwieriger werden würde als den Gipfel, den wir bereits letztes Jahr im November bestiegen haben. Dem war dann auch so. Es war eher eine Kletter- als Wandertour, vor allem das letzte Stück zum Gipfel, das durch Regenwald ging, war extrem steil und anstrengend. Hätten wir uns nicht an Bäumen, Ästen, Wurzeln, in der Erde und allem was die Natur sonst noch so hergab festgehalten wären wir da unmöglich hochgekommen. Oben auf dem Gipfel war es dann sehr urig. Wir mussten den Zeltplatz erst mit dem Buschmesser vorbereiten um genug Platz zu haben um unsere beiden Zelte aufschlagen zu können. Unser Guide Maneno, für den die Wanderung trotz Mitschleppen des Wasserbehälters ein Kinderspiel war, hat uns abends noch Tee und Reis mit Bohnen gekocht. Wir wären nie auf die Idee gekommen oben auf einem einsamen Gipfel zu kochen, doch Maneno hat einfach Feuerholz zusammengesucht, in einem Loch Feuer gemacht und dann den Topf auf zwei dicken Ästen über dem Feuer platziert. Es kann so einfach sein.

Am nächsten Morgen ging es wieder runter, was eine rutschige und sehr anstrengende Angelegenheit war. Am frühen Nachmittag waren wir wieder Zuhause, total k.o. aber auch ein wenig stolz, es durchgehalten zu haben. Nur mein Muskelkater will einfach nicht weggehen. 🙂

In den Bergen:

Aber da unsere Wochenenden ja nicht immer verplant sind bin ich auf die Idee gekommen, für meine älteren SchülerInnen einen eigenen „Playday“ zu organisieren. Ich sag ihnen freitags Bescheid, ob und wann Jan und ich Samstag zu meiner Schule kommen und es kann kommen wer will. Wir bringen Bälle, Frisbees und ein Springseil mit und spielen dann 2 bis 3 Stunden zusammen. Anfangs war ich noch besorgt: „Was ist, wenn die das doof finden und denen langweilig wird?“ Doch ich hab wieder mal gemerkt, mit wie wenig die Kinder hier zufrieden sind. Die Jungs spielen die meiste Zeit Fußball, die Mädels springen Seil und Frisbee hat sich als super Mixed-Sportart rausgestellt. Obwohl’s ein wenig anstrengend ist macht es allen immer Spaß. Bisher haben wir schon zwei „Playdays“ gehabt und meine SchülerInnen fragen mich dauernd, wann der nächste ist.

Einige meiner SchülerInnen haben mich schon öfter zu sich nach Hause eingeladen. Deswegen hab ich einen Nachmittag Nada, meinem Lieblingsschüler (ich weiß, so was sollte man als Lehrerin eigentlich nicht sagen…), und seiner Familie einen Besuch abgestattet. Ich wurde sehr herzlich empfangen, direkt wurde mir was zu Essen vorgesetzt (ugali na maharagwe = Maisbrei mit Bohnen) und dann hat Nada mir stolz seine beiden neu erworbenen winzigen Fische gezeigt, die er zusammen mit ein paar Steinen und Muscheln in einen alten Öl-Behälter gepackt hat und jetzt züchten und dann verkaufen will.

Nada mit seiner Schwester und Cousine und dem Aquarium:

Gruppenfoto:

Noch was zum Alltag vieler meiner SchülerInnen. An meiner Schule muss man im Monat 2000 Shilling (ca einen Euro) bezahlen, hauptsächlich für den Brei, den die Kinder mittags bekommen. Viele Kinder müssen sich um das Schulgeld selbst kümmern, zu diesen Kindern zählt auch Nada. Jedes Wochenende verkauft er für 100 Shilling (5 Cent) Plastiktüten auf dem Markt, meistens von morgens bis abends in der prallen Sonne. Wie groß sein Gewinn an einem solchen Tag ist konnte ich nicht rausfinden, ich glaub aber kaum, dass er an einem ganzen Tag mehr als 500 Shilling (25 Cent) verdient. Unbeschwerte Kindheit ist was anderes und ich zieh echt meinen Hut vor der Leistung vieler meiner ShülerInnen.

Noch ein anderes Thema: Tansania ist jetzt um zwei Stars reicher, da Jan und ich einen grandiosen Gastauftritt in der lokalen „Seifenoper“ von Morogoro hingelegt haben! Wir kennen einen der Darsteller, weil er auch für unsere Organisation arbeitet, den wir gebeten haben uns doch auch mal mitspielen zu lassen. Wär alles kein Problem meinte er, da Wazungu immer gebraucht würden. Wir waren dann einmal beim „Trainig“, wo unsere Szenen jeweils ein einziges Mal geprobt wurden, und das darauf folgende Wochenende wurde direkt gedreht. Texte lernen mussten wir nicht, die Dialoge entstehen immer spontan, nur das Grundgerüst der Handlung wird vorgegeben. Und wir hatten natürlich die spitzen Rollen: Zwei reiche Wazungu kommen nach Tansania, gucken sich süße traurige Kinder an, die in Armut leben und hauen dann das Geld nur so raus. Genau so, wie wir hier nicht auftreten wollen aber eben doch von der einheimische Bevölkerung häufig wahrgenommen werden. Unsere Glanzleistung wird tatsächlich im Fernsehen gezeigt und natürlich werd ich versuchen, den Mitschnitt der Sendung zu bekommen, damit ihr da auch was von habt. 😉

Zur Arbeit schreib ich zu guter Letzt auch noch was. Ich hab jetzt angefangen nachmittags noch Englisch-Unterricht zu geben, Montags bis Mittwochs jeweils zwei Stunden. Ich unterrichte in einem Raum mit einer kleinen Tafel, einem Tisch und ein paar Stühlen. Der Raum gehört einem Lehrer von meiner Schule, der auch die Jugendlichen zwischen 13 und 21 Jahren für meinen Nachmittagsunterricht zusammengetrommelt hat. Die Jugendlichen kommen freiwillig, es ist eine gemütliche kleine Runde und macht echt Spaß. Und die Tage an denen ich nachmittags noch unterrichte gehen immer richtig schnell rum.

Read Full Post »